Gespräch mit der Diakonie Xanten
In einem sehr offenen und bereichernden Gespräch mit Frau Pullich-Stöffken und Herrn Schönhoff von der Diakonie wurde deutlich: Integration ist eine große Aufgabe – aber auch eine große Chance. Besonders dann, wenn alle an einem Strang ziehen: Verwaltung, Ehrenamt, soziale Träger – und wir als Stadtgesellschaft.
Wenn Papier Hürden schafft
Was den Weg in ein selbstbestimmtes Leben oft erschwert, ist weniger der Wille der Geflüchteten – sondern die Bürokratie. Von Formularen in deutscher Sprache über digitale Verfahren bis hin zu datenschutzrechtlichen Einschränkungen: Vieles ist selbst für Einheimische schwer zu durchblicken. Für Menschen, die gerade erst in unserem Land ankommen, wird das zur echten Belastungsprobe.
Wohnraum ist mehr als ein Dach über dem Kopf
Eine eigene Wohnung bedeutet Stabilität und Würde – sie ist ein Meilenstein der Integration. Doch gerade hier wird es eng. Viele private Vermieter sind bereit zu helfen, doch die Unsicherheit über Verträge, Zahlungswege oder Verantwortung schreckt ab. Ein städtisches Konzept zur Förderung privater Vermietungen wurde zwar angestoßen – liegt jedoch derzeit auf Eis. Dabei ist klar: Jeder gewonnene Wohnraum ist ein Gewinn für uns alle.
Viel Engagement – aber oft zu wenig Zeit
Die Mitarbeitenden der Diakonie berichten, wie sehr die gesellschaftliche Stimmung, aber auch fehlendes Personal die Arbeit erschweren. Sprachkurse, individuelle Begleitung bei Job- oder Wohnungssuche – das alles braucht Zeit, Menschen und Mittel. Und doch: Der Wille ist da. Was fehlt, sind oft nur die Möglichkeiten, ihn wirksam umzusetzen.
Ehrenamt wirkt – wenn wir es stärken
Besonders schön war zu hören, dass es sie weiterhin gibt: die Engagierten, die sich um Geflüchtete kümmern. Die Diakonie wünscht sich eine zentrale Koordination für Ehrenamtliche – jemanden, der informiert, unterstützt, vermittelt und Mut macht. Denn Ehrenamt wirkt – wenn es gesehen und begleitet wird.
Mutmachgeschichten aus Xanten
Nicht zuletzt beeindruckten mich die Geschichten von Menschen, die ihren Weg in Xanten gemacht haben – trotz aller Hindernisse. Menschen wie Ahmed, die heute hier arbeiten, ausbilden, träumen und Verantwortung übernehmen. Solche Beispiele zeigen: Integration ist kein abstraktes Ziel. Sie passiert – jeden Tag. Auch dank der stillen Helferinnen und Helfer im Hintergrund.
Gemeinsam gestalten wir Zukunft
Wer sich bereits jetzt einbringen möchte – sei es als Sprachpate, bei Behördengängen, bei der Vermittlung von Wohnungen oder Jobs – der ist herzlich willkommen. Jede helfende Hand wird gebraucht. Nicht nur für Geflüchtete, sondern auch für ältere Menschen, für Alleinerziehende, für Menschen, die plötzlich in Not geraten sind.
Denn eines ist sicher: Menschlichkeit kennt keine Herkunft. Und eine solidarische Stadt lebt davon, dass wir füreinander da sind – egal woher wir kommen.
Bei Interesse findet sich sicherlich einen Weg sich einzubringen.
Herzliche Grüße
Rafael Zur
Bürgermeisterkandidat für Xanten