Bürgerbeteiligung, Radverkehr und echte Gespräche
Obermörmter, ein idyllischer Ortsteil am Rhein, steht exemplarisch für die Herausforderungen und Chancen ländlicher Regionen. Zwischen gepflegten Höfen, Feldern und Deichen lebt hier eine Gemeinschaft, die anpackt – und sich einbringen möchte. Genau deshalb war es mir eine besondere Freude, bei meiner Feierabend-Wanderung in Obermörmter mit so vielen engagierten Menschen ins Gespräch zu kommen.
Neue Gesichter, ehrliche Worte
Viele neue Gesichter begleiteten mich auf dem Spaziergang durch Obermörmter. Es war ein offener Austausch auf Augenhöhe – ganz ohne Rednerpult, dafür mit echten Fragen, ehrlichem Interesse und konkreten Anregungen. So muss Bürgerbeteiligung aussehen.


Deichöffnung: Entlastung ja – aber nur im Dialog
Ein zentrales Thema war der starke Radverkehr im Dorf – insbesondere in den Ferienmonaten. Viele Bürgerinnen und Bürger sprachen sich klar für eine Öffnung des Deichs für Radfahrer aus. Der Vorteil: Das Dorf könnte dadurch spürbar entlastet werden.
Gleichzeitig herrschte Einigkeit darüber, dass dieser Schritt nur im Dialog mit allen Beteiligten erfolgen kann. Deichverband, Anwohner, Verwaltung und Naturschutz müssen an einem Tisch sitzen. Kompromisse sind nötig – aber machbar.
Frage zum Mitdenken: Wie gestalten wir gemeinsam eine Lösung, die den Radverkehr sinnvoll lenkt und gleichzeitig Rücksicht auf Mensch und Natur nimmt?
Tourismus neu denken – für Bürger und Gäste
Auch der Umgang mit Tourismus wurde thematisiert. Der Wunsch der Teilnehmenden: Mehr Investitionen in Infrastruktur, die auch den Menschen vor Ort zugutekommt. Wenn Wege, Plätze, Spielbereiche oder Treffpunkte für Bürgerinnen und Bürger entstehen, profitieren automatisch auch Gäste davon.
Statt immer neuer Leuchtturmprojekte wünschte man sich eine bessere Nutzung bestehender Potenziale: etwa durch verbesserte Bus- & Bahnverbindungen oder eine stärkere Positionierung Xantens als kulturreiche und familienfreundliche Stadt.
Frage zum Mitdenken: Wie schaffen wir es, Tourismus als Nebenprodukt lebenswerter Orte zu gestalten – statt als Hauptzweck?
Einfach mal zuhören – das kommt an
Die Form der Veranstaltung – ein Spaziergang am frühen Abend – kam sehr gut an. Ohne Programm, ohne Bühne, aber mit echten Gesprächen. Viele wünschten sich mehr davon: Politik, die mitläuft, statt nur zu reden. Zuhören, nicht nur ankündigen.
Diese Feierabend-Wanderungen könnten ein neues Instrument für Bürgernähe werden – gerade in Ortsteilen, die sich oft nicht gehört fühlen.
Haushalt, Prioritäten und Mitbestimmung
Natürlich war auch der städtische Haushalt Thema. In Zeiten knapper Kassen wurde deutlich: Viele Menschen sind bereit, Verantwortung mitzutragen – wenn sie mitreden dürfen. Die Idee, gemeinsam über Ausgaben und Schwerpunkte zu entscheiden, wurde ausdrücklich begrüßt.
Ein spannender Ansatz kommt aus NRW: In Bochum erhalten Ortsteile eigene Budgets, über die sie in Bürgergremien selbst entscheiden. Das stärkt Eigenverantwortung und sorgt dafür, dass genau die Projekte umgesetzt werden, die vor Ort gebraucht werden.
Frage zum Mitdenken: Wäre ein solches „Dorfbudget“ auch in Xanten denkbar? Wie könnten wir Bürgerhaushalte konkret umsetzen?
Fazit: Obermörmter zeigt, wie Beteiligung geht
Diese Feierabend-Wanderung in Obermörmter war mehr als ein Termin. Sie war ein Beispiel dafür, wie Politik lebendig wird, wenn sie zu den Menschen geht. Ich nehme viele Denkanstöße mit – und komme gerne wieder.
Denn Veränderungen beginnen mit einem Gespräch. Und manchmal reicht dafür schon ein gemeinsamer Weg durch den Ort.
Herzlichen Dank & Grüße
Rafael Zur
Bürgermeisterkandidat für Xanten